BayHStA Staatsrat 4 2 Seiten.

Anwesend: Kf. Max Joseph, Herzog Wilhelm; Montgelas, Morawitzky, Hertling.

[MA] 1. Genehmigung der Anträge und Entschließungen des Staatsrats vom 14. Juli 1802 durch den Kurfürsten nach Vorlage durch Montgelas.

Der bei den Unruhen in München am Pfingstdienstag verletzte »Salzstößler« Dieterich wird auf Antrag seiner Frau Eva Dieterich gegen Kaution entlassen unter der Auflage, sich auf Aufforderung jederzeit den Behörden zu stellen.

{2v} [MJ] 2. Nach Anführung der, von der Salzstößlerin Eva Dieterich vorgelegten Gründen, damit der wegen den Unruhen am Pfingstdienstag im bürgerlichen Arreste sich befindende Dieterich, der eine Wunde am Fuß habe, seines Arrestes entlaßen werden möge, wurde von dem Churfürstlichen Geheimen Ministerial Justiz Département der Antrag gemacht, bey den beygebrachten medicinisch- und chyrurgischen Attestaten den Salzstößler Dieterich gegen die Verbindlichkeit, sich auf jedesmahliges Begehren zu stellen und gegen eine hinlängliche Caution, wozu sein gesamtes Vermögen, wenn es hinreichet, angenohmen werden kann, des Arrestes während der Untersuchung zu entlaßen249.

Nach Antrag genehmiget.

Genehmigung der »Entschließungen« durch den Kurfürsten.

Anmerkungen

249
Die Unruhen in München in der Pfingstwoche 1802 wurden durch den verbotenen feierlichen Einzug einer Wallfahrergruppe am Dienstag nach Pfingsten, einem Werktag, ausgelöst. Sie standen insofern im Widerspruch zur Abschaffung von Feiertagen durch den Staat. Dazu vgl. zwei offizielle Berichte: Einerseits den Bericht der Generallandesdirektion, die »tumultuarischen Auftritte in der Pfingstwoche in München betreffend« (RegBl. 1802, Sp. 482 – 486; IntBl. 1802, Sp. 447 – 451), andererseits die »Polizeyerinnerung« des kurfürstlichen Polizeidirektors in München, Baumgartner (Kurpfalzbaierische […] Münchner Staatszeitung 1802, S. 655 f. [14. Juni 1802]). Dazu Hanseder, Tumultuarische Auftritte, S. 270 – 278; Stahleder, Chronik Bd. 3, S. 501 – 503.